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Technische Hilfen

Wohnraumanpassung bei Demenz

Lösungsansätze für ein selbstständiges und sicheres Wohnen mit Demenz

Bild 7: Groß und kontrastreich beschriftete Schalter am Herd mit taktiler Komponente

Knapp 1,8 Mio. Menschen in Deutschland sind an einer Demenz erkrankt. Zumeist sind Menschen im späteren Lebensalter betroffen, es gibt aber auch jüngere Menschen mit Demenz. Die Krankheitsbilder und – verläufe sind sehr unterschiedlich. Im Alltag ist häufig nicht auf den ersten Blick ersichtlich, ob ein Mensch an einer Demenz erkrankt ist oder nicht. Testungen beim Fach- oder Hausarzt können die Diagnose sichern. Bei einer Demenz lassen die kognitiven Fähigkeiten nach. Dies betrifft beispielsweise das Gedächtnis, die Wahrnehmung, die Orientierung zu Zeit und Ort, oder auch die Kommunikation.

Durch die Probleme beim Erinnern, Erkennen, Sprechen oder Verstehen können Missverständnisse und unangenehme Situationen für alle Beteiligten entstehen. Ein empathischer, verständnisvoller Umgang auch bei der Anwendung technischer Lösungsansätze kann helfen, Alltagsprobleme zu entschärfen und die Teilhabe von Menschen mit Demenz verbessern. Im Vordergund steht, dass die persönliche Sicherheit erhalten bleibt, die räumliche Orientierung erleichtert wird und die Dinge des alltäglichen Lebens möglichst einfach verständlich, selbsterklärend und intuitiv nutzbar sind. Im Folgenden wird kurz beschrieben, wie Menschen mit Demenz beim Wohnen und in ihrer Mobilität unterstützt werden können.

Ausführliche Hinweise

Trotz Demenz in den eigenen vier Wänden bleiben

Wohnraumanpassungen können bei Menschen mit Demenz zu Ängsten und Ablehnung führen, da es sein kann, dass sie die Notwendigkeit der Veränderung nicht verstehen oder umgebaute Räume nicht als die eigenen wiedererkennen. Bei Umbauten in der eigenen Wohnung ist daher besondere Sensibilität und Vorsicht geboten. Vor allem in Wohnungen, in denen bereits seit mehreren Jahrzehnten keine Veränderung vorgenommen wurde und die für Menschen mit Demenz besonders vertraut sind. Die Wohnung funktioniert auch als Gedächtnisstütze und gibt in ihrer Beständigkeit Halt und Orientierung. Besonders in den frühen Phasen einer Demenz ist die vertraute Umgebung in der eigenen Wohnung und im Wohnviertel wichtig, um Alltagskompetenzen so lange wie möglich zu erhalten. Der Komplettumbau einer Wohnung oder Umzug in eine barrierefreie Wohnung ist bei einer bestehenden Demenz daher problematisch und muss gut durchdacht werden. Auch die Nutzung technischer Hilfen muss erprobt werden. Vor allem Technik, die aktiv bedient werden muss, kann eine Barriere sein.

Andererseits führt ein hoher Standard an Barrierefreiheit, der im Idealfall schon vor einer Erkrankung besteht, in vielen Fällen zum längeren Verbleib in der eigenen Wohnung. Denn die Möglichkeiten der häuslichen Versorgung und Pflege bleiben erheblich länger erhalten, wenn, wie bei den meisten, die Demenz-Erkrankung in späteren Stadien mit eingeschränkter Mobilität einhergeht. Es muss daher immer gut abgewogen werden, welche Ziele mit einer Veränderung in der Wohnung erreicht werden sollen. In der Regel gilt aber: Weniger ist mehr – so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich zu verändern.

Lösungen zur Wohnraumanpassung bei einer Demenz können zum Beispiel folgende sein:

  • Situation: Die Schrankinhalte oder Zimmertüren werden nicht mehr erkannt. Der Mensch mit Demenz weiß nicht mehr, wo sich das Badezimmer befindet.
    Lösungsmöglichkeit: Eindeutige Beschilderungen [Bilder statt Schrift] auf Schrank- und Zimmertüren können bei der Orientierung helfen. Gut beleuchtete Räume (siehe Bild 4), auch durch den Einsatz von Bewegungsmeldern und gute Kontraste zum Beispiel von Türgriffen und Bedienelementen (siehe Titelbild) sind ebenfalls hilfreich.
  • Situation: Moderne technische Einrichtungsgegenstände und Möblierung führen zur Ablehnung und werden nicht genutzt.
    Lösungsmöglichkeit: Menschen mit Demenz haben ein eingeschränktes Kurzzeitgedächtnis, aber weniger Probleme mit dem Langzeitgedächtnis. Retro-Designs und ältere Technik kann Menschen mit Demenz in ihrer Selbstständigkeit unterstützen. Alte Armaturen im Bad, vereinfachte Fernbedienungen oder Schnurtelefone (siehe Bild 2+3) werden möglicherweise besser verstanden als modern designte Armaturen und Mobiltelefone.
  • Situation: Menschen mit Demenz haben häufig einen gestörten Tag-/Nachtrhythmus. Sie wachen nachts häufig auf und laufen durch die Wohnung. Da es dunkel ist, besteht die Gefahr zu fallen.
    Lösungsmöglichkeit: Bewegungsmelder können nachts für eine angenehme Beleuchtung sorgen. Ebenso können Sensormatten mit Alarmfunktion melden, wenn der Mensch mit Demenz nachts das Bett verlässt.

Geht es um die persönliche Sicherheit gilt es in der Regel immer, so viel wie nötig zu verändern. Bei der Sturzprophylaxe oder zur Abwendung von Brandgefahren dürfen keine "unsicheren" Kompromisse eingegangen werden. Sofern einzelne Maßnahmen das Persönlichkeitsrecht der Betroffenen berühren, müssen die rechtlichen und ethischen Aspekte bedacht und besprochen werden. Für die persönliche Sicherheit notwendige Veränderungen können sein:

  • Situation: Das Essen wird auf dem eingeschalteten Herd vergessen.
    Lösungsmöglichkeit: Sollte Essen auf dem Herd vergessen werden, kann eine Herdabschaltautomatik helfen (siehe Bild 1), den Brandfall zu vermeiden. So muss erst in letzter Konsequenz der Herd stillgelegt werden.
  • Situation: Treppen und Stufen können häufig nicht mehr richtig wahrgenommen werden und stellen eine Stolpergefahr dar.
    Lösungsmöglichkeit: Eine gute Beleuchtung, die keine Schatten wirft, kann diese Gefahr minimieren. Zusätzlich helfen Kontraste bei der Orientierung im Raum. Ebenso wichtig ist ein kontrastreicher, beidseiger Handlauf.
  • Situation: Der Mensch mit Demenz läuft häufig aus dem Haus und verirrt sich.
    Lösungsmöglichkeit: Die "Tarnung" der Wohnungstür zum Beispiel durch geringe Kontraste zur Türumgebung oder durch Anbringen eines Bilddekors kann die Weglauftendenz reduzieren und helfen, Gefahrensituation zu verhindern. Türmeldesysteme, "Geofencing" und Ortungsgeräte, wie z.B. im mobilen Notruf oder im Gehstock (siehe Bild 5+6) integriert, können Angehörige und professionelle Helfer unterstützen, Menschen nach Verlassen der Wohnung leicht wieder aufzufinden.
  • Situation: Der Mensch mit Demenz ist sturzgefährdet.
    Lösungsmöglichkeit: Sturzprophylaxe durch das Entfernen von Stolperkannten und die Reduzierung weiterer Verletzungsgefahren durch gute Beleuchtung, Kontraste und das Entfernen, Polstern oder Abrunden von Stoßkanten haben hohe Priorität. Aktivitäts- und Sturzmelder können intergriert in ein Hausnotrufsystem oder als Einzellösungen (Trittmatten, Lichtschranken-, Infrarot-Personenerkennung) im Bedarfsfall schnell für Hilfe sorgen.

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