„Feiern für alle“ - der Wettbewerb des LVR
Frau Elsner, Sie tragen diesen Wettbewerb dieses Jahr zum 1. Mal aus. Was hat den LVR dazu inspiriert? Und was konkret verbirgt sich hinter „Feiern für alle“?
Birgit Elsner: Wir haben seit 20 Jahren Erfahrungen mit inklusiven Veranstaltungen. Bei unserem „Tag der Begegnung“, aber auch bei vielen anderen Events sehen wir: Für etliche Menschen ist eine barrierefreie Toilette eben kein „Nice-to-have“ – sie können nicht kommen, wenn es keine gibt. Ein defekter Fahrstuhl im Bahnhof ist für Leute, die nicht gut zu Fuß sind, nicht nur ein Ärgernis, sondern ein Grund unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren zu müssen – sie verpassen die Party. Dieses Wissen hat uns zum Wettbewerb „Feiern für alle“ inspiriert. Hier konnten sich Veranstalterinnen und Veranstalter bewerben, die öffentliche Events ab 2.000 Personen ausrichten. Sie mussten dafür beschreiben, welche Maßnahmen sie ergreifen, damit sich mehr Leute eingeladen fühlen.
Welche Kriterien waren Ihnen bei der Bewertung der inklusiven Veranstaltungen wichtig?
Birgit Elsner: Wir fragten beispielsweise ab, inwieweit Rollstuhlrampen, Behindertentoiletten, Wickelmöglichkeiten, gute Erreichbarkeit des Geländes, Übersetzung in Gebärdensprache, verständliche Werbung, kontrastreiche Beschilderungen, aber auch die Beteiligung von Menschen mit Behinderungen bei der Planung berücksichtigt wurden. Wir haben den Teilnehmenden erklärt, dass kein Event vom einen auf das nächste Jahr barrierefrei werden kann. Aber jedes Orga-Team kann erste Schritte gehen. Am Ende können alle nur gewinnen – die Menschen, die in Zukunft an mehr Events teilnehmen, weil es Rampen oder eine verständliche Werbung gibt, durch die sie sich eingeladen fühlen. Aber auch die Veranstalterinnen und Veranstalter, die sich eine neue Zielgruppe erschließen.
Wie viele Vereine, Kommunen oder Institutionen haben sich beworben? Und wie vielfältig war die Bandbreite der Veranstaltungen?
Birgit Elsner: Es haben sich ganz unterschiedliche Orga-Teams beworben. Es war alles dabei vom klassischen Stadtfest wie Wir alle in Ratingen über Veranstaltungen von örtlichen Werbegemeinschaften wie bei MeinFest Inklusionsfreundliches Schiefbahn bis hin zu Trägern von Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderungen wie der JOVITA RHEINLAND. Spannend ist, dass die Bewerbenden sich recht breit aufstellen in der Vorbereitung – die JOVITA veranstaltet das Eitorf-Festival gemeinsam mit der Stadt. So wird aus einem inklusiven Konzept ein großes Stadtfest.
Die Städte planen gemeinsam mit den Inklusionsbeiräten, Diversity Expertinnen und Experten sowie mit Menschen mit Behinderungen. Viele machen sich sehr weitgehende Gedanken. In Wuppertal wurde für ein großes Stadtfest ein Awareness-Konzept entwickelt, das alle Kooperationspartnerinnen und -partner auf eine gemeinsame Haltung zum Thema Gewalt, Sexismus, Diskriminierung etc. verpflichtet. Die Veranstaltung „Pützchen inklusiv“ setzt derzeit eine neue barrierefreie Website um. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, das Thema Barrierefreiheit mitzudenken.
Die Bewerbungsfrist für diesen Wettbewerb endete am 20. Februar 2024. Wie haben Sie die Gewinner ermittelt? Und was sind die Preise?
Birgit Elsner: Wir haben die Antworten der Einsendungen miteinander verglichen und mit einem Punktesystem versehen. Dieses wurde von einer Jury aus LVR-Mitarbeitenden ausgewertet, die dem Thema Inklusion, Teilhabe und Barrierefreiheit bei Veranstaltungen fachlich verbunden sind.
Die Preise sind wirklich vielversprechend: Wir sponsern die Kölsch-Pop-Gruppe Planschemalöör sowie die inklusive Band Collective One. Denn gute Musik ist das Herzstück jeder Party. Wir haben inklusive Sportstationen wie Rolli-Basketball im Gepäck, finanzieren eine weitere Barrierefrei-Maßnahme und machen Werbung auf unseren Kanälen für die drei Events.
Außerdem treten wir selbst mit unserem „Mobil der Begegnung“ auf. Das ist ein Stand, an dem die Menschen mit Perspektivwechselangeboten, Spielen und digitalen Anwendungen Erkenntnisse rund um das Thema Inklusion gewinnen.
Welche Veranstaltungen haben bei Ihrem Wettbewerb gewonnen?
Birgit Elsner: Gewinnerinnen und Gewinner sind:
- MeinFest – Inklusionsfreundliches Schiefbahn, 23. Juni 2024 (Stadtfest mit ca. 15.000 Gästen)
- Das Eitorf-Festival, 24. August 2024 (Stadtfest mit ca. 8.000 Gästen)
- Weltkindertags-Fest „Wir alle“ in Ratingen, 15. September 2024 (Stadtfest mit etwa 2.500 Gästen)
Wir gratulieren ihnen und bedanken uns bei allen, die mitgemacht haben!
Können Sie bereits heute verraten, wann es den nächsten Wettbewerb gibt beziehungsweise auf welche Veranstaltung wir uns demnächst freuen können?
Birgit Elsner: Erst nach der Sommersaison 2024 entscheiden wir, ob wir den Wettbewerb im Jahr 2026 wieder auflegen werden. Das nächste Fest, das wir selbst veranstalten, ist der „Tag der Begegnung“ im Sommer 2025. Aber auch in der Karnevalssession 2024/2025 sind wir wieder mit Tribünen und vielem mehr im Rheinland präsent.
-- aus unserem Newsletter März 2024 --