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Selbstbestimmter leben – auch dank technischer Hilfen

Herr Hubert, Sie sind Ergotherapeut & Kooperationsmanager und arbeiten seit 25 Jahren für das Kompetenzzentrum Barrierefreiheit Volmarstein, zu dem auch die Agentur Barrierefrei NRW zählt. Was hat Sie damals nach Volmarstein geführt?

Michael Hubert: Ich habe vorher in einer Rehabilitationsklinik gearbeitet und bekam am heutigen KBV, Kompetenzzentrum Barrierefreiheit Volmarstein, die Möglichkeit, ein Rehabilitationsprojekt mit Menschen zu gestalten, die das selbstständige Wohnen trainieren wollten. Des Weiteren habe ich Menschen zur Hilfsmittelversorgung beraten und die Ausstellung „Technische Hilfen“ gemeinsam mit anderen Kollegen aufgebaut. Das waren allesamt sehr spannende Aufgaben für mich.

Foto von Michael Hubert

Ihr aktuelles Aufgabengebiet beinhaltet die sogenannten „Technischen Hilfen“.

Was zählt alles dazu und welche Alltagsbereiche betrifft es?

Michael Hubert: Mit technischen Hilfen sind im engeren Sinne zunächst klassische Hilfsmittel wie kleinere Handhabungshilfen, Hilfen im Bad, Personenlifter, Transfer- und Mobilitätshilfen gemeint, die Menschen mit Behinderungen im Alltag unterstützen können oder die häusliche Pflege erleichtern.

Darüber hinaus setzen wir uns auch mit komplexer digitaler Technologie auseinander. Darunter fallen beispielsweise Umfeldsteuerungen, die das Bedienen einzelner Elemente in der Wohnung vom Rollstuhl aus ermöglichen. Auch die seniorengerechten Assistenzsysteme wie die vernetzten Hausnotrufgeräte mit Aktivitäts- und Sturzerkennung oder auch ergonomische sowie assistive Hilfen zur Anpassung von Computer-Arbeitsplätzen gehören ins Themengebiet „Technische Hilfen“. Alle genannten Hilfen können sich interessierte Menschen in unserer barrierefreien Wohnung mit „Homeoffice-Bereich“ in der Stadt Wetter anschauen und ausprobieren. Es ist nur eine Voranmeldung notwendig.

Was motiviert Sie, sich nach wie vor für Barrierefreiheit für alle einzusetzen?

Michael Hubert: Nach wir vor leben wir in einer Welt voller technischer aber auch sozialer Barrieren. Es ist wichtig, Menschen mit Behinderungen mithilfe von Technik zu befähigen, ihr Leben selbstbestimmter gestalten zu können. Eine normierte technische Barrierefreiheit allein kann das nicht erreichen. Menschen mit Behinderungen müssen noch sichtbarer werden und als Expertinnen und Experten in eigener Sache wahrgenommen und gefragt werden. So können sie in einer hoffentlich zunehmend barrierefrei werdenden Umwelt noch selbstbestimmter leben. Dies ist meine Vision und das treibt mich an.

Worauf sind Sie stolz, wenn Sie auf Ihre Zeit bei der Agentur zurückblicken?

Michael Hubert: Gemeinsam mit Anbietern von Hilfsmitteln und vor allem dank der Organisatoren der Behindertenselbsthilfe konnten wir einige Veranstaltungen zu Themen wie Kleinwuchs, Demenz, Hören oder Unterstützte Kommunikation durchführen. Es macht mich stolz, dass wir einerseits diese Fachvorträge mit großartigen Referenten präsentieren und andererseits eine besondere Ausstellung mit hilfreicher Technologie hier in Volmarstein erfolgreich platzieren konnten und weiterhin anbieten können.

Wenn Sie 3 Wünsche frei hätten, was würden Sie sich hinsichtlich Ihrer Arbeit wünschen?

Michael Hubert:

1. Noch mehr unabhängige Beratungsangebote zur Technologie und Barrierefreiheit auf Landesebene

2. Mehr Berücksichtigung von Teilhabezielen bei der Genehmigung von Hilfsmitteln

3. Einen qualitativen Ausbau der medizinischen Versorgungszentren für Menschen mit Behinderungen, der Beratungsangebote zu technischer Versorgung stärker abbildet

 

-- aus unserem Newsletter September 2023 --

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