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Online-Fachtag am Evangelischen Krankenhaus Hagen Haspe

Am 19.11.2021 beschäftigte sich ein mit knapp 90 Teilnehmenden sehr gut besuchter Fachtag der Klinik für Inklusive Medizin mit der Frage: Was benötigen Menschen mit geistiger Behinderung, wenn sie ins Krankenhaus müssen?

Ein Patient und eine Gesundheitspflegerin im Krankenhaus
Bildquelle: https://www.esv.de/

In einleitenden Worten ging Markus Bachmann, Vorstand der ESV auf die speziellen Bedarfe bei der medizinischen Versorgung von Menschen mit Behinderungen ein. Vieles wurde bereits im Rahmen der Gesamtstrategie der ESV erkannt und ins Versorgungskonzept aufgenommen. Mit der Klinik für inklusive Medizin wurde ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung getan, weitere strukturelle Verbesserungen sind für eine adäquate Versorgung von Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung aber dringend gefordert.

Im Referat von Frau Prof. Dr. med. Susanne Schwalen von der Ärztekammer Nordrhein ging es explizit auch um weitere strukturelle Veränderungsbedarfe und Barrieren bei der medizinischen Versorgung von Menschen mit Behinderungen. Sie identifizierte auf Seiten der Leistungserbringer unter anderem Defizite bei den Fachkenntnissen, der Kommunikation sowie das Fehlen von Leitlinien. In der Umsetzung von Verbesserungen der Versorgung, z. B. durch Leitlinienentwicklung, Kommunikationstraining und das Vorhandensein von Informationen in Leichter Sprache liegt auch ein bedeutendes Potenzial für die Steigerung der Gesundheitskompetenz von Menschen mit Behinderungen.

Im Anschluss ging es im Referat von Frau Prof. Dr. Karin Tiesmeyer von der Evangelischen Hochschule Bochum um „die Rolle von Pflegenden in der stationären Versorgung von Menschen mit Behinderung“. Die Verbesserungsbedarfe bei der Kommunikation und Interaktion im Beziehungsdreieck „Patientin, Angehörige, Professionelle Pflege und medizinische Dienstleistung“ wurden näher in den Blick genommen. Identifiziert wurden unter anderem schlechte Rahmenbedingungen in Hinblick auf Räume, Zeit, Ausstattung, Personalschlüssel und Professionalisierungsdefizite. Diese Bedingungen treffen auf Patienten mit Behinderungen, die eine zunächst fremde Umgebung mit Gefühlen der Unsicherheit, Entmachtung und Demütigung, also wiederum exkludierend erleben. Als ein Schlüssel zur Verbesserung des professionellen Handelns der Pflegenden wird die Orientierung der stationären Behandlung am Konzept des fallverstehenden Zugangs empfohlen.

In den folgenden, Live-Interviews zur Frage: „Was ist wichtig im Krankenhaus?“, die von Dirk Rottschäfer (Leiter der ambulanten Dienste Volmarstein) moderiert wurden, kam konkret und eindrücklich das Erleben der Versorgungssituation im Krankenhaus aus Betroffenen- und Angehörigensicht zur Sprache.

Beim Fachtag wurde nochmals auf das in der Reihe KSL-Konkret neu erschienene Handbuch "Vielfalt Pflegen" hingewiesen. Es handelt sich um ein kompaktes Nachschlagewerk für Pflegende in der neuen generalistischen Pflegeausbildung, um Unsicherheiten bei der Kommunikation und Interaktion mit Menschen mit Behinderungen im Pflegealltag zu reduzieren. An seiner Erstellung waren auch Expertinnen der Agentur Barrierefrei NRW beteiligt.

Ein virtueller Rundgang über die Station für inklusive Medizin des Evangelischen Krankenhauses Hagen Haspe und ein Video aus dem partizipativen Forschungsprojekt „Touch down 21“ rundeten diesen sehr gelungen Fachtag ab.

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